Vía Verde del Ferrocarril Santander-Mediterráneo - Tramo de La Engaña
Der Abschnitt der Bahnstrecke des Ferrocarril Santander-Mediterráneo, der von der Verzweigung vor Cidad Dosante zum Bhf. Valdeporres (bei Santelices) zum Südportal des Tunnels von Engaña führt, ist als Radweg ausgebaut. Knapp 7 km beträgt die Strecke, die in einem konstanten, sanften Anstieg zu den verlassenen Ruinen der ehemaligen Ansiedlung am Bahnhof vor dem Tunnel führt. Seit unserer Erstbefahrung 2011 ist der Ausbau des Viadukts über den Río Nela ca. 1 km südlich von Santelices(Valdeporres) hinzugekommen, so dass der inzwischen ausgebaute Abschnitt im Jahr 2024 ohne Unterbrechung befahrbar ist.
Die Vía Verde führt in eine Höhe von ca. 750 m über dem Meeresspiegel zum südlichen Tunnelportal, das inzwischen von der Vegetation überwuchert ist und bei unserem Besuch in einem sumpfartigen Gelände lag. Der Tunneleingang war nicht ohne weiteres zugänglich.
Viadukt über den Río Nela bei Santelices/Valdeporres im Jahr 2011
Das legendäre, nie von einem Zug befahrene Tunnelbauwerk ist fast 7 km lang und wegen Überschwemmung und Erdrutsch nicht passierbar. Vor dem Betreten wird ausdrücklich gewarnt! Die geplante Bahnlinie musste hier die Berge der Cordillera Cantabrica überwinden und so den Zugang von Burgos (Kastilien und León) zur Antlantikküste bei Santander (Kantabrien) herstellen. 17 Jahre wurde an dem Tunnel gebaut, aber im Jahre 1959, als die Weltbank die weitere Finanzierung blockierte, wurden die Arbeiten endgültig eingestellt, Zur Fertigstellung der gesamten Strecke über 732 km quer durch ganz Spanien fehlte nur noch der kurze Abschnitt vom Túnel de la a Engaña bis nach Santander (rund 63 km). Wer zum Nordportal des Tunnels fahren möchte muss einen ca 43 km langen Umweg auf der Gebirgsstraße über die Passhöhe Las Estacas de Trueba nehmen (1166 m über NN).
Der Radweg beginnt in einer Höhe von 690 m ü.NN und steigt langsam an hinauf in die Berge. Die Fahrbahn ist nicht asphaltiert. Die einsame Landschaft und der Ausblick auf die schroffen Felswände der Kantabrischen Berge sind das Kapital dieses Radwegs, der die Erinnerungen an eine vergangene Eisenbahn-Epoche wachhält. Die verlassenen Ruinen des Bahnhofs und der Arbeiterquartiere von Engaña, sowie die Ruinen der Einrichtungen für den Eisenbahnbetrieb verbreiten eine ganz eigene, fast unheimliche Stimmung und ziehen immer wieder Wanderer und Radler in ihren Bann.
Ruinen vor dem Südportal des Tunnels von Engaña (2024)
Immer wieder wird auch über eine Wiederöffnung des Tunnels diskutiert. Kosten zwischen 15 und 50 Millionen Euro sind im Gespräch, damit eine sichere Nutzung durch Anwohner und Touristen gewährleistet werden kann. Auch eine Museumsbahn war einmal im Gespräch. Für die fehlenden 6976 m des gesperrten Tunnels muss eine Umfahrung von rund 43 km in Kauf genommen werden.
Eines der großen Projekte der spanischen Bahntrassenradwege (Vías Verdes) ist der Ausbau der strategisch bedeutsamen Bahnstrecke von Santander am Atlantik nach Valencia am Mittelmeer, genannt Ferrocarril Santander-Mediterráneo (V.V. FC. Santander-Mediterráneo). Die Planung der Bahnlinie des Santander-Mediterráneo nahm ihren Anfang im Jahre 1879, der Ausbau begann aber erst im Jahre 1925. In 6 Abschnitten wurde die Strecke zwischen Calatayud und Cidad-Dosante zwischen 1927 und 1930 fertiggestellt. Letztlich fehlte nur noch ein kurzer Abschnitt auf der Nordseite der Spanischen Cordillere zwischen dem Nordportal des Tunnels von Engaña und dem Hafen von Santander. Von 1930 bis zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs 1939 ruhten die Arbeiten. Nur langsam ging der Weiterbau von statten, es dauerte 18 Jahre (1941 bis 1959) bis der Abschnitt Vega de Pas bis Valdeporres inclusive des Tunnels von Engaña fertiggestellt war. Als im Jahr 1959 nur noch 63 km der allerdings komplizierten Strecke hinab zum Atlantik fehlten, wurden die Arbeiten wieder eingestellt. Von den 31 projektierten Tunneln dieses 63 km langen Abschnitts bis zum Nordportal des Túnel de la Engaña waren nur 6 Tunnel fertiggestellt, als 1959 das Ende für den Weiterbau kam.
Der 6976 m lange Tunnel verbindet die Provinzen Burgos und Kantabrien. Die Zeit für den Bau war zu Anfang mit 52 Monaten veranschlagt, es dauerte jedoch über 17 Jahre bis zur Fertigstellung des gigantischen Bauwerks. 1941 wurde mit den Arbeiten begonnen, im Mai 1959 trafen sich die beiden Bohrungen. Für den Tunnelbau mussten zwei Ansiedlungen gegründet werden. Deren Ruinen befinden sich z.B. unweit des Bahnhofs von La Engaña beim Südportal des Tunnels: Wohnhäuser der Arbeiter, Kirche und Schule. Vier weitere kurze Tunnel mussten auf kantabrischer Seite gebaut werden. Zwei Einstürze in den Jahren 1990 und 1999 machten den Tunnel unpassierbar.
Die Stilllegung des aktiven Teils der Bahnstrecke begann abschnittsweise schon ab 1966, es folgten Schließungen in den 1980er Jahren. Die endgültige Stilllegung erfolgte 1995, bis auf einige kurze Abschnitte, die aus strategisch-militärischen Gründen aktiv blieben. Der Abbau der Gleise begann im nördlichen Abschnitt der Provinz Burgos im Jahr 2003.
Auf dem Radweg von Villarcayo und Puentedey aus Richtung Norden erreicht man noch vor dem Bahnhof Santelices die Verzweigung nach Dosante oder Pedrosa. Hier muss man nun die rechte Spur nehmen, und nach kurzer Fahrt erreicht man das Viadukt über den Rio Nela (160 m lang).
Das Viadukt hat neue Geländer erhalten und überquert den Fluss und die Straße.
Das restaurierten Bauwerk besteht aus 10 Bögen von je 12 m oder 10 m Spannweite. Die Schilder waren bei unserer Befahrung 2011 noch ziemlich neu.
So sah das Viadukt vor dem Ausbau aus (2011).
2024 war die Fahrbahn betoniert und die Geländer waren neu. Kurz nach dem Viadukt erreicht man den ehemaligen Bahnhof von Pedrosa. Das Gebäude war äußerlich in gutem Zustand.
Das Empfangsgebäude wird privat genutzt. Blick zurück zum Lagerhaus und den Felswänden hoch über dem Radweg.
Die alten Infotafeln sind nicht mehr lesbar. Dafür gibt es neue Wegweiser.
In nördlicher Richtung geht es das Tal des Río Engaña hinauf. Schroffe Felswände ragen über uns auf.
Der Radweg überquert die Landstraße auf einer Brücke mit roten Geländern. Langsam steigt die Strecke an.
Vor Rozas geht es durch einen tiefen Einschnitt. Unter dichtem Efeubewuchs versteckt sich die Ruine der Kirche von Rozas (2011). Der Ort hatte 2021 noch 15 Einwohner.
Zwei alte Steinbrücken überqueren die Trasse: Die eine Brücke dient als Zugang zum Dorf, die andere ist die Brücke der Bahnstrecke nach Bilbao.
Am Steinbruch von Valdeporres ist der Radweg durch ein Weidegitter abgesperrt.
Wir folgen der Strecke weiter bergauf.
Die Ruinen der Häuser der Beschäftigen tauchen neben uns in der Abendsonne auf. Dann erreicht man die Bahnsteige vor dem alten Bahnhof von La Engaña.
Das große Gebäude mit dem Säuleneingang zerfällt langsam, ebenso die anderen Bauwerke auf dem Gelände....
Ruinen der geplanten Bahnanlagen
....die Reste der alten Kirche von Engaña und die Anlagen verschwinden im Dickicht (2024).
Der Tunneleingang ist teilweise vermauert. Ein eiskalter Hauch schlägt uns schon weit vor dem Portal entgegen.
6976 m lang ist das Bauwerk - so steht es über dem Portal! Die alten Wappen über dem Tunneleingang sind kaum noch zu erkennen.
Das Innere des Tunnel ist überflutet, vor dem Betreten wird noch einmal dringend gewarnt! Der Vorplatz ist eine matschige Angelegenheit.
Der Río Engaña, der dem Tunnel seinen Namen gab, wird uns auf unserem Rückweg ins Tal begleiten. Nach den Angaben auf den Schildern braucht man für die 6 km 25 Minuten - eine gemütliche Abfahrt!
Ankunft in Valdeporres bei den letzten Strahlen der Abendsonne. 10 Jahre später hat der Ausbau dieser Vía Verde in Richtung Burgos begonnen (2020). Vielleicht erhält der Tunnel von Engaña auch noch eine zweite Chance.
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Seite zuletzt geändert am 24.07.2024