Von Arlanzón nach Monterrubio de la Demanda - Vía Verde de la Sierra de la Demanda
Die Sierra de la Demanda ist eine bei uns nur wenig bekannte Gebirgskette im Norden Spaniens. Sie liegt südöstlich der Stadt Burgos, und ihre Gipfel reichen hinauf in eine Höhe von 2271 m (Pico San Lorenzo). Die Kernregion ist äußerst dünn besiedelt und nur auf schmalen Straßen zu erreichen, die kleinen Ortschaften werden nur noch von wenigen Familien dauerhaft bewohnt. Im Grenzland der Regionen Kastilien/Leon und La Rioja gelegen ist die Verkehrsanbindung unübersichtlich, Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher sind begrenzt. Auf dem Gebiet der Region La Rioja an den Hängen des Pico San Lorenzo befindet sich die Skistation Valdescaray.
Für Wanderer und Radler gibt es in den kleinen Orten der Kernregion einige wenige Unterkünfte (Hostales), zum Beispiel in Canales de la Sierra oder Pineda de la Sierra. Von Burgos aus ist der Beginn der Via Verde in Arlanzón mit dem Auto gut zu erreichen (ca. 20 km), von Logroño aus soll es eine Busverbindung geben.
Im Stausee versunkenes Dorf: Mansilla de la Sierra
Die Vía Verde de la Sierra de la Demanda beginnt in dem kleinen Ort Arlanzón (980 m ü.NN) etwa 20 Kilometer östlich von Burgos. Sie führt 54 km fast vollständig auf der Bahntrasse der alten MInenbahn nacht Monterrubio de la Demanda in eine Höhe von 1200 m ü.NN., wo sich einst die Eisen- und Kupferminen befanden. Die Strecke ist geprägt von der Schönheit einer einsamen Berglandschaft in über 1000 m über dem Meeresspiegel. Hauptmanko dieses Radwegs ist die dauerhafte Sperrung des Tunnels von Manquillo bei Kilometer 31,5, die eine Umfahrung über die Passhöhe von El Manquillo (1400 m ü.NN) erfordert.
Von den drei Tunneln der Strecke ist nur einer befahrbar (Tunnel von Barbadillo, 175 m). Die Strecke schlängelt sich zunächst 15 km durch die Berglandschaft und erreicht dann den aufgestauten Fluss Arlanzón. Dann folgt der Radweg dem Flusstal aufwärts, bis nach Pineda de la Sierra (24 km) kommt man an keinem Ort vorbei ( nur Urrez liegt 2 km abseits der Strecke bei Kilometer 6,6). Ausreichend Verpflegung, geeignete Kleidung und eine ordentliche Ausrüstung (bei Pannen) sind ein Muss auf diesem Radweg im Gebirge! In Pineda de la Sierra, noch vor der Passhöhe gelegen, gibt es einen Gasthof. Die Höhendifferenz bergauf beträgt etwa 370 Höhenmeter.
Stausee des Río Arlanzón
Nach Umfahrung der gesperrten Tunnels, im zweiten Teil der Vía Verde jenseits der Passhöhe, durchquert der Radweg zunächst ein dichtes Waldgebiet und folgt dann den schroffen Seitentälern der Flüsse Valdorcas und Pedroso in großen Schleifen. Hier trifft man auf die Überreste der alten Bergbautätigkeit und der Eisenverhüttung. Auch die Namen der Ansiedlungen erinnern an die "Eisenzeit". In diesem Abschnitt befindet sich auch der einzige noch befahrbare Tunnel des Radwegs.
Das Ende der Bahntrasse kommt recht abrupt. Die letzten Kilometer fährt man auf einem beschilderten Feldweg mit Steigung und Gefälle. Am Rastplatz "La Pradera" befindet sich eine in die Jahre gekommene Schutzhütte. Von dort aus sind es noch 1,5 km auf der wenig befahreren Nebenstraße in den Ort Monterrubio, in dem nur noch wenige Einwohner sesshaft sind. Bis in den nächsten größeren Ort (Canales) sind es 9,5 km über eine kleine Passhöhe.
Brücke über das Tal des Río Valdorcas
Die ehemalige Bahnstrecke war eine Minenbahn, die Kohle und Erz aus der Sierra de la Demanda zur Hauptstrecke Burgos - Bilbao bringen sollte. Der erste Abschnitt zwischen Villafria (Burgos) und Arlanzón war auch für den Transport von Passagieren geplant. Bereits 1910 wurde der Verkehr auf der Strecke eingestellt. Eine Wiederinbetriebnahme scheiterte, ein Großteil der Minen wurde 1924 geschlossen. Die Gleise wurden zwischen 1941 und 1947 abgebaut. Der erste Teil der Strecke führte durch die Sierra de Atapuerca, wo man im "Eisenbahngraben" und den benachbarten Höhlen bemerkenswerte archäologische und paläontologische Funde machte. Auf dem zweiten Teil der Bahnstrecke wurde 2003 der Radweg gebaut.
Gleich zu Beginn des Radwegs in dem kleinen Ort Arlanzón steht ein Schild des Umweltministeriums, der diesen Weg als Camino Natural in seiner Obhut hat. Knapp 2,5 Mio Euro wurden in den Ausbau investiert.
In Anbetracht dieser Summe fällt die Beschilderung eher bescheiden aus, dennoch kann man sich auf der Trasse wohl kaum verfahren. Das erste Bauwerk, die Brücke über den Río Arlanzón, wird noch im Ort überquert.
Kräftige Auffahrsperren wurden hier installiert. Ein Stück am Ort vorbei auf der Trasse, dann muss das Wasserwerk umfahren werden. Danach beginnt die Fahrt bergauf.
Der Radweg führt durch eine charakteristische Waldlandschaft in über 1000 m über dem Meeresspiegel.
Die Beschilderung mit Entfernungsangaben sagt uns: zum nächsten Ort direkt an der Trasse sind es noch 20,9 km.! Auch an Rastplätze hat man gedacht, allerdings ohne Unterstellmöglichkeit bei schlechtem Wetter.
Hier ist die Beschilderung zerstört worden. Kerzengerade führt die alte Bahnlinie in die Berge.
Eine Heidelandschaft umgibt uns. In der Ferne tauchen die Höhen der Sierra Demanda auf.
Etwa bei Kilometer 6 wird die Straße in den Ort Urrez überquert, der 2 km abseits gelegen ist. Danach gibt es bis Pineda keine bewohnte Ortschaft mehr.
Die Natur arbeitet an der Rückeroberung der Trasse. Vorsicht an den Gittern!
Eine kleine Lagune liegt rechts neben dem Radweg, etwas unheimlich ragen die alten abgestorbenen Bäume aus dem Wasser. Die Wegweiser sind nun "rustikal". Ein Drittel der Strecke bis Pineda ist geschafft.
Auf einem Damm geht es über die zerklüftete Landschaft, dann folgt ein tiefer Einschnitt.
Noch eine Lagune, hier mit einem Rastplatz, wird passiert. Plötzlich taucht eine heftige Steigung auf: wir sind am Portal des verschütteten Tunnels von Urrez. Absteigen wird empfohlen!
Unterhalb der Felswand erkennt man das versperrte Portal. Nach einer etwas weniger steilen Abfahrt (Kilometer 10 der Vía Verde) erreicht man die andere Seite. Am Ende der zugewachsenen Bahntrasse liegt der Tunnelausgang. Diese "Höhle" ist unpassierbar, der Zugang ist ein Sumpf!
Ein schöner Streckenabschnitt liegt nun vor uns.
Wolken ziehen über die Gipfel der Sierra de la Demanda. Der höchste Berg ist der Pico San Lorenzo mit 2271 m .
Damit wir die Hintergründe der Strecke nicht vergessen: es handelt sich um eine Bahntrasse! Wieder geht es durch einen tiefen, felsigen Einschnitt. Die Drahtnetze schützen vor Steinschlag.
Die Strecke führt nun abwärts durch den Wald zum Stausee von Arlanzón.
Wir folgen den Ausläufern des Stausees bis zum Zufluss des Río Arlanzón. Der See sieht traumhaft aus, aber das Wasser ist eiskalt und in dieser Höhe im Winter gefroren.
Auf einer rostigen Eisenbrücke überquert man einen Bach, der in den Stausee mündet (Arroyo de Las Amarillas).
Kerzengerade geht es Richtung Pineda , wir folgen dem Fluss in einiger Entfernung. Lilafarbige Pflanzen blühen am Rande der Trasse.
Die Beschilderung ist teilweise zerstört, noch 19 km bis Riocavado jenseits der Passhöhe.
Abzweigung in den Ort Pineda de la Sierra. Dort gibt es eine Gaststätte und Hostal. Die Trasse führt geradeaus weiter durch das Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebs: "Türe schließen" steht auf dem Schild! Ein holpriger Weg auf der Trasse führt weiter talaufwärts.
Empfehlenswert ist es, der beschilderten Umfahrung durch den Ort zu folgen. An einer alten Kapelle vorbei und etwas bergauf erreicht man das "Zentrum" des 100-Seelen-Dorfes. Am Ortsende überquert man den Río Arlanzón . Ein kurzes Stück geht es auf der Straße leicht bergauf.
Dann trifft man wieder auf die Trasse. Eine alte Lore steht an dem kleinen Ratplatz.
Die Beschilderung ist wieder im Argen, aber die Trasse führt unverkennbar weiter in die Berge. Immer noch folgen wir dem Fluss.
Ein Einschnitt führt an einem Hang von Konglomerat-Gestein aus dem Kambrium vorbei. Eine Informationstafel erklärt den erdgeschichtlich interessanten Abschnitt.
Die geologischen Formationen sind deutlich zu erkennen. Dann kommt die Region der Passhöhe in Sichtweite.
Kurz darauf erreicht man den Abzweig der Tunnelumfahrung. Das Südportal des Tunnel von Manquillo ist beschildert.
Ein schmaler Pfad führt zum Tunneleingang, der durch ein Eisengitter versperrt ist.
.Im Tunnelinnern versperrt ein Geröllhaufen den Weg, die Decke ist wohl eingestürzt.Die Umfahrung des Tunnels führt auf rutschigem Weg führt steil bergauf über die Passhöhe. Für die meisten Radler ist hier Schieben angesagt!
Um den verschütteten Tunnel zu umgehen, muss ein Höhenunterschied von 60 m überwunden werden. Da die Umgehungs-Strecke nur kurz ist, ist der Weg entsprechend steil. Die "Fahrbahn" besteht aus Kies und Steinen und ist deshalb rutschig. Der Normalradler wird hier besser hochschieben (0,45 km) ! Manche Radler wechseln deshalb schon ca. 2 km vor dem Tunnel auf die Straße.
Blick zurück, sieht steiler aus als 7%. Auf der Passhöhe gibt es ein paar Bänke!
Nun geht es wieder hinab auf die Bahntrasse. Abzweig zum Ostportal des Tunnels von Manquillo.
Blick durch das Eisengitter ins Tunnelinnere: sieht nicht gerade einladend aus! Nun geht es bergab durch die Waldlandschaft, bald wird die Straße überquert (Blick zurück).
Eine entspannte Fahrt bergab, hier kann man die Natur genießen.
Am Hang des Rio Valdorcas entlang, die Felswände rücken heran. Eine rote Brücke überspannt die Schlucht.
Diese Brücke über das Tal des Rio Valdorcas wurde gebaut, nachdem der Damm, der über die Schlucht führte, abgerutscht war (2012).
Wir sind nun in der Schleife am gegenübeliegenden Hang. Felsige Einschnitte und grandiose Blicke über die Schlucht prägen diesen Streckenabschnitt.
Im Rückblick erkennt man in der Ferne eine Ortschaft.
Die Abweigung nach Riocavado de la Sierra mit seiner romanischen Kirche folgt kurz darauf (0,7 km). Das Tal wird breiter, auch die Berggipfel werden wieder hinter uns sichtbar.
Die nächste Schleife hat bereits begonnen: Einfahrt in das Tal des Rio Pedroso. Wieder führt der Weg an einem steilen Hang entlang.
Dann taucht der Tunnel von Barbadillo auf: 175m lang, gut beleuchtet (2017). Die neuen Sperrgitter an beiden Tunnelportalen stehen leider viel zu eng.
Nach dem nördlichen Tunnelportal begann die Region der Eisenverhüttung: Ferreria de Barbadillo de Herreros. Reste eines alten Ofens sind noch erhalten.
Noch einmal geht es durch tiefe, felsige Einschnitte, dann bleibt das Gebirge zurück.
An der Ortschaft Barbadillo vorbei, eine Fahrt durch die Waldlandschaft beginnt. Danach öffnet sich eine karge Hochebene.
Der Ort Bezares besteht nur aus wenigen Häusern. 1,5 km danach knickt der Radweg nach Norden ab. Hier ist keine Bahntrasse mehr erkennbar, der Weg führt bergauf (Blick zurück).
Durch ein Wäldchen, der Radweg führt steil hinab. Schließlich erreicht man den Rastplatz "La Pradera".
Hier endet der Radweg. In den Ort Monterrubio fährt man weitere 1,7 km auf der Straße.
Monterrubio liegt einsam am Hang des Berges. Ein verblasstes Vias-Verdes-Schild weist zum Beginn des Radwegs.
Die Wolken kriechen langsam über die Gipfel der Sierra de la Demanda.
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Seite zuletzt geändert am 16.06.2020