Von Muro de Alcoi nach Gandía
Dieser Radweg auf der Trasse der ehemaligen Bahnlinie von Alcoi nach Gandía führt durch die einsame Bergwelt westlich von Alcoi Richtung Mittelmeerküste. Die Bahnstrecke war bis 1969 in Betrieb. Eine einzigartige Karstlandschaft entlang des Rio Serpis, eingeschlossen von hohen Bergen, zeigen ein besonderes Mikroklima, das zu einer speziellen Vegetation in diesen Schluchten geführt hat.
Die Bahnstrecke begann in dem kleinen Ort Muro de Alcoi, 12 km nördlich von Alcoi gelegen. Der Bahnhof, an dem eine Verbindung zur Bahnstrecke nach Villena und Yecla bestand ( Ferrocarril Xixarra), ist gut erhalten. Die Strecke war bei unseren Befahrungen 2006 und 2009 nicht beschildert. Zunächst fährt man auf Nebenstraßen, manchmal ist die alte Bahntrasse abseits noch zu erkennen. Die eigentliche Strecke auf der Bahntrasse und der wohl interessanteste Abschnitt zwischen L’Orcha und Mare de Deu (Barranco del Infierno= Höllenschlucht) ist nicht befestigt oder asphaltiert, teilweise sehr schottrig und ruppig. Es fehlen fünf Metallbrücken, zwei steinerne Brücken sind erhalten, sechs Tunnel werden durchquert, sämtlich ohne Beleuchtung. Ein stabiles Fahrrad und eigenes Licht und Ausdauer sind unbedingt erforderlich!
Zwischen Mare de Deu und Villalonga fehlt eine Brücke, so dass eine Umfahrung mit einem Höhenunterschied von ca. 100 Hm bewältigt werden muss (Steigung um die 10 %). Nach diesem Abschnitt trifft man nach ca. 1,5 km wieder auf die Trasse, die westlich von La Reprimala noch einmal den Fluss überquert. Auch hier fehlt eine Brücke. Man folgt nun der Straße, die wahrscheinlich auf der alten Bahntrasse gebaut wurde. Ab Villalonga kann man wohl wieder auf der Trasse fahren, der Abzweig ist jedoch nicht beschildert. Wir sind der parallel verlaufenden Asphaltstraße gefolgt. In den Ortschaften vor Gandía ist die Trasse anscheinend ohnehin überbaut.
Die Länge der Strecke bis Mare de Deu beträgt 27 km bis Gandía 40 km. Das Profil der Strecke von Muro de Alcoi (400 m ü.NN) nach Mare de Deu (160 m ü.NN) zeigt einige kleine Zacken entsprechend kurzen Umfahrungen der Trasse, dort wo Brücken fehlen.
Verpflegung bzw. Wasser ist in den Ortschaften Gaianes und Beniarrés erhältlich, der Abzweig zur Ortschaft L’Orxa bedeutet ca. 2 km zusätzliche Fahrtstrecke in einer Richtung und einen kurzen Anstieg vom Fluss zum Radweg auf der Rückfahrt.
Die Vía Verde del Serpis lässt sich durch die Vía Verde de la Safor von Gandía bis Oliva verlängern. Somit stehen dem Radler weitere 7 km auf einem Bahntrassenradweg zur Verfügung.
Dier ehemaligen Bahnlinie von Alcoi nach Gandía, wurde auch “El Tren de los Ingleses” (die Eisenbahn der Engländer) genannt, da die Linie anfangs von einer britischen Gesellschaft gebaut und betrieben wurde. Sie diente dem Personen- und Güterverkehr von der Mittelmeerküste bei Gandía in das Bergland nach Alcoi. Der Betrieb auf der Schmalspurstrecke begann im Jahr 1893. Acht Tunnel waren projektiert, einer davon stürzte ein und begrub mehrere Menschen unter sich. Er wurde durch einen Bahndamm ersetzt. 12 Brücken, die Hälfte davon Eisenkonstruktionen, wurden gebaut. Alle diese Metallbrücken wurden später abgebaut, weshalb man Umfahrungen auf der Strecke in Kauf nehmen muss. Die Route der Bahn führte durch den Barranco del Infierno, eine knapp 13 km lange Schlucht (Höllenschlucht), wofür die Eisenbahn fast eine Dreiviertel Stunde benötigte. Auf der schwierigen Strecke brauchten die Lokomotiven viel Kohle und Dampf, so dass trotz der Belüftungsöffnungen der Tunnel die Passagiere wie die Besatzung oft mit geschwärzten Gesichtern am Reiseziel ankamen - so die Erzählungen.
Das Jahr 1924 war das beste in der Geschichte der Bahnstrecke, Im Spanischen Bürgerkrieg wurden der Hafen und der Bahnhof von Gandía bombardiert. Anfang der 1960er Jahre fungierte die Bahnlinie als Touristenzug, denn sie brachte die Bürger von Alcoi und Umgebung an die Küste von Gandía. Im weiteren Verlauf wurde die Bahnstrecke unrentabel, 1965 übernahm die staatliche FEVE den Betrieb. Nur 3 Jahre später wurde die Bahnstrecke stillgelegt und danach abgebaut.
Im Park vor dem alten Bahnhof von Gandía, der als Kinderbibliothek dient, steht die Lok Nr. 7 "Cocentaina", aus dem Jahr 1891 des Herstellers Beyer Peacock und erinnert an die Eisenbahnzeit am Río Serpis.
Am alten Bahnhof in Muro de Alcoi beginnt die Strecke.
Die alte Bahntrasse verlief durch die heutige Carrer de Gandía. Da eine Brücke fehlt, muss zunächst der Rio de Agres überquert werden, das heißt hinab in die Senke und wieder steil aufwärts. Schilder findet man zunächst nirgens (2006). Die Strecke knickt nach dem Anstieg scharf rechts ab und führt auf einer kleinen Strasse, wahrscheinlich auf der ehemaligen Bahntrasse Richung Norden in die Berglandschaft. Dann taucht ein Wegweiser auf: Richtung Beniarres!
Am Ortsende von Beniarrés geht es rechts ab (CV-711) : Nur ein kurzes Stück, am Kilometerstein links abbiegen und dann wieder rechts Ein Tunnel und ein Durchlass der alten Bahnstrecke sind befahrbar. Alternativ kann man auch einfach weiter durch den Ort fahren.
Man folgt dann der CV-701 Richtung LÓrxa.
Auf der ehemaliegen Bahntrasse auf Asphalt zum Bahnhof Lorcha (L’Orxa)
Das Gebäude ist eine Ruine. Der Ort L’Orxa liegt auf der anderen Seite des Río Serpis. Die Ruinen einer alten Templerburg ragen in den Himmel: Castillo de Perputxent
Nun beginnt der Abschnitt durch den Barranco del Infierno, eine wilde Gebirgslandschaft durch die Schlucht des Rio Serpis. Der Weg wird sehr ruppig,: Schotterbelag vom Feinsten.
Auf der Bahntrasse oberhalb des Flusses Richtung Berge
Blick zurück ins Flusstal. Vor uns liegt der Zugang zur Hölle? Oder nur ein Tunnel?
Ein Wehr staut das Wasser für die hydroelektrischen Anlagen. Senkrecht ragen die Felswände neben der Strecke auf.
Ein Häuschen des Streckenwärtes unter der Felswand am Rande der Trasse.
Racó del Duc: Fábrica del Infierno. "Die Fabrik (oder Mühle) der Hölle": Bauwerk aus dem 19.Jahrhundert. Einst Mühle, später Kraftwerk, 1987 reaktiviert bis die großen Konzerne die Stromversorgung übernahmen.
Hier muss der Fluss überquert werden: Die Stahlkonstruktion der Brücke wurde abgebaut, die Steinfundamente sind gut erhalten.Eine Umgehung für Wanderer und Radler wurde eingerichtet.
Die nächsten beiden Tunnel tauchen auf.
Zwei Steinbrücken überqueren einen stillgelegten Mäander des Serpis. Durch einen engen Einschnitt erreicht man die nächsten Tunnel.
Tunnel No.7, ein schön gemauertes Portal, aber ein grob aus dem Fels gehauenes Inneres.
Senkrechte Felswände ragen in den Himmel, die Trasse wurde wie eine Stufe herausgeschlagen, der nächste Tunnel folgt direkt. Etwas weiter ist die Trasse abgerutscht.
Wieder fehlt eine der Metallbrücken. Tief unten fließt der Fluss in einem grünen Bett. Der Weg auf der anderen Brückenseite scheint befahrbar.
Etwa 27 km der Strecke sind geschafft. Wer hier weiterfahren will, muss rechts einen betonierten Weg steil aufwärts fahren (oder schieben), etwa 10% Steigung auf einem Kilometer. Abwärts geht es noch etwas länger. Dann führt die Trasse weiter talabwärts Richtung Küste und nähert sich wieder bewohnteren Gebieten (Villalonga).
Zunächst geht es an einem Steinbruch vorbei. Steil bergab erreicht man La Reprimala mit seiner Quelle.
Die Häuser machen einen verlassenen Eindruck. 500 m weiter abwärts, vor Villalonga, stößt man auf die Brückenfundamente der alten Bahntrasse, die hier den Fluss überquerte. Nun geht es auf der überbauten Straße weiter. Über Villalonga und Potríes erreicht man Benijaró und Almoines. Bei Potries kann man noch Reste der alten Trasse erkennen.
Teilweise ist die alte Trasse befahrbar, die Zufahrt ohne GPS-Track aber schlecht zu finden oder überbaut. Besser fährt man auf der Straße oder teilweise auf abgetrennten Radspuren. Überhaupt ist dieser untere Abschnitt wenig romantisch. Während der offizielle GPS-Track den Ort Almoines auf der Westseite streift, empfiehlt sich die Weiterfahrt auf der CV-680: hier kommt man am alten Bahnhof Almoines vorbei, der als Museum dient!
Richtung Gandía (Noch 2,1 Kilometer) führt nur ein Feldweg. Immerhin gibt es einen Wegweiser. Durch die Plantagen erreicht man den Fluss. Zuvor muss noch die N-332 überquert werden. Die alte Brücke wurde schön restauriert.
Hier stehen wieder Wegweiser: nur noch 1,5 km zum Bahnhof der RENFE in Gandía. Die Fahrt führt quer durch die Stadt. Im alten Bahnhof der Linie Alcoi - Gandía ist die städtische Bibliothek untergebracht.
Die Vía Verde del Serpis lässt sich durch die Vía Verde de la Safor von Gandía bis Oliva verlängern (ca. 7 km). Dieser Weg, der durch Obstplantagen und Vororte führt, hat jedoch eher lokale Bedeutung.
Die Lokomotive Número 2, "Villalonga", stand lange vernachlässigt in Alcoi am alten Bahnhof der Bahnlinie am Plaza de Al-Azraq. 2017 wurde sie restauriert und erhielt ein schöneres Ambiente.
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Seite zuletzt geändert am 05.06.2020